Texte zu seinem Tode

 

Eine Vielzahl von Briefen errichte uns von Menschen, die ihm im Leben verbunden waren.
Aus diesen Briefen hier eine kleine Sammlung von Zitaten:

Grusdat, Wiehl, 5.6.2007:

Ihr Lieben!

    "So wandern wir und hoffen SEIN
    im Licht der Gnadensonne,
    bis ER uns ruft und holt uns heim
    zu ewger Freud und Wonne."

Ich sehe uns noch in Herberts Zimmer sitzen: Es war unser vorletztes Wiedersehen mit Eurem Vater. Ein gutes Gespräch mit viel Lebensweisheit und Glaubenstiefe von seiner Seite hatte uns die Zeit vergessen lassen. Da las er uns seine Gedichtzeilen vor. Ich durfte die drei Strophen abschreiben. Dann spielte er auf seiner "Heimorgel" uns zum Abschied noch eine Bach-Toccata und -- ohne es zu wissen, dass es mein Lieblingschoral ist -- eine Choralpartita zu "Jesu, meine Freude". Es war für uns ein gesegneter Besuch, unvergesslich!

    "Bis ER uns ruft und holt uns heim
    zu ewger Freud und Wonne."

"Wir sind dankbar und traurig", so ist auf Eurer Todesanzeige zu lesen. So geht es uns auch, aber die Dankbarkeit überwiegt. Nun hat unser "Väterchen", wie wir alle ihn damals gerne nannten, erreicht, was er in seinem Gedicht so formulierte: "... das Ziel ist uns gegeben."

Wenn Gott ihm noch bis zu seinem 100.Geburtstag Zeit geschenkt hätte, wäre auf dem Weg in unsere Dänemarkferien noch einmal ein Besuch möglich geworden. Nun behalten wir ihn in dankbarer Erinnerung: dankbar dafür, dass Gott uns mit ihm und Euch, den Seinen (einschließlich Eurer lieben Mutter), zusammenführte, dass wir mit ihm, unter seiner wunderbaren Anleitung, Gott zur Ehre singen und musizieren konnten; dankbar für den väterlichen Freund in unserem Leben! ...

 

Kreitz, Wuppertal, 31.5.2007

... Die Zeit unseres Kennenlernens in der Studentenkantorei war sehr beeindruckend. Ich werde unser Väterchen immer in Erinnerung behalten, ebenso wie Mütterchen und Euch. ...

 

Glüer, Börzow, 4.6.2007

... Sehr dankbar und hoffnungsvoll blicken wir mit Ihnen zurück und voraus auf das lange, gesegnete Leben dieses großen Musikmeisters und Verkünders. Ich lernte ihn als Chorknabe nach dem Krieg in Bützow /Meckl. kennen, und wir begegneten ihm noch einmal in der Studentenkantorei in Wannsee und da auch seinen Töchtern. ...

 

Bauss, Lippetal, 20.6.2007

...
Ich bin sehr froh und glücklich,

-- dass ich über Annelie Goerke noch einmal Kontakt zu Deinem Vater aufnehmen konnte,
-- dass ich mit ihm sprechen konnte,
-- dass er mir geschrieben hat.

Die drei Jahre seiner Tätigkeit in Soest haben mich ja als Kind musikalisch geprägt, und die "Folgen" waren in meinem Berufsleben als Lehrer (28 Jahre als Grundschullehrer) doch zu spüren und sind ja auch Altersbeschäftigung Nr. 1.  Die Arbeit mit meinem Chor -- seit nun 28 Jahren -- ist doch getragen von den Auswirkungen des Geistes, den Dein Vater damals gesät hat: musikalische Verkündigung von Gottes Wort. In großer Dankbarkeit werde ich an Euren Vater und die Zeit in St. Petri zurückdenken. ...

 

Menges, Bremen, 30.5.2007

...Seit fast 60 Jahren verband uns eine gute Freundschaft, beginnend im Herbst 1949 in Aplerbeck und fortgesetzt in die jüngste Zeit hinein. Die Kirchenmusik war das Bindeglied, und da sind wir auf vielen Singfahrten durch Ihren Vater sehr geprägt und bereichert worden. Die Bindung war dabei nicht nur die Musik sondern auch das Wort, das durch die Musik ausgelegt und verkündigt wurde.

Wir sind dankbar für die gemeinsame reiche Zeit, die wir mit ihm erleben durften, Ihrem lieben Vater. ...

 

Bojahr-Rauschner, Gelsenkirchen, 11.7.2007

... Ich erinnere mich gerne und voller Freude an die schönen Zeiten in der Studentenkantorei und an das häufige Mitsingendürfen des Weihnachtsoratoriums im nahen Soest.

Mit meinem Mann konnten wir dann später in Berlin die h-moll-Messe mitproben und mitsingen, und wir kamen zum Brahms-Requiem noch einmal für einige Tage eingeflogen. In späteren Jahren ... trafen wir Väterchen auf dem Spandauer Friedhof orgelspielenderweise an um dann gemeinsam Mütterchens Grab zu besuchen. ...

 

Kleinert, Dortmund, 9.6.2007

... Vor mir liegt Ihre Nachricht vom Tode unseres Chorleiters zu Studentenzeiten -- in meinem Fall von 1950 bis 1952. ... Wir waren ihm dankbar und verehrten ihn, Wenn wir mit der Studentenkantorei unterwegs waren und einen Aufenthalt einrichteten, brauchte er nur noch eine kleine Kirche, vor allen Dingen musste sie eine Orgel haben -- und die Kirche musste offen sein. Dann saß er an seinem geliebten Instrument und brachte uns, die wir uns heimlich in den Kirchenraum geschlichen hatten, dazu, Kraft zu schöpfen, zu meditieren. Er brachte uns seine "musica sacra" nahe.

Nun hat er sein Leben seinem Schöpfer zurückgegeben. Die Erinnerung an "Väterchen", an die Singwochen und Chorleiterschulungen, an das Weihnachtsoratorium in Soest bleiben. ...

 

Hengelhaupt, Herne, 30.5.2007

... Ihr lieber Vater, unser hochverehrter Chorleiter, Organist und Freund Herbert Kelletat, ist im gesegneten Alter von fast einhundert Jahren von uns gegangen. Ihm haben wir viel zu verdanken. Mit seiner großen Improvisationskunst auf der Orgel hat er uns als junge Leute für dieses Instrument begeistert. Mit seiner auf uns übertragenen Liebe zur evangelischen Kirchenmusik hat er unser ganzes Leben entscheidend geprägt und bereichert. Er hat uns u.a. die großen Chorwerke Johann Sebastian Bachs nahegebracht, uns aber auch stets gelehrt, dass Kirchenmusik trotz aller Kunstfertigkeit ihrer Ausführung nicht zur konzerthaften Ausschmückung von Gottesdiensten bestimmt ist, sondern selbst ein Stück Verkündigung darstellt, eine Auffassung, die inzwischen leider verlorengegangen zu sein scheint. Das alles können und werden wir nie vergessen.

Dankbar sind wir auch, dass wir ihren Vater, als wir ihn vor gut einem Jahr in Flensburg besuchten, noch geistig so frisch und vor Gedanken sprühend angetroffen haben. Insbesondere wird uns immer in Erinnerung bleiben, wie er sich am Schluss unseres Gesprächs an seine kleine Orgel setzte und für uns improvisierte, und das mit einer Geläufigkeit und einer Tiefe des musikalischen Gedankens, die ihresgleichen sucht, ...

Unser Singekreis, der in seinem Kern der Evangelischen Studentenkantorei Deutschlands entstammt und in seinen Anfängen auf das Jahr 1949 zurückgeht, ist immer noch aktiv.  Zuletzt haben wir am 28. April dieses Jahres zur Feier unserer 80. Geburtstage im Rahmen einer Musikalischen Vesper in der Bochum-Stiepeler Dorfkirche gesungen, und zwar die herrlichen Ostersätze aus dem "Gölz" und dann die Schütz-Motette "Die Himmel erzählen die Ehre Gottes", die wir beim Kirchentag 1949 in Hannover kennen- und lieben gelernt hatten. Zu den Gründungsmitgliedern unseres Kreises gehören außer mir auch noch Frau Dr. Erika Hickethier geb. Nell, und Frau Dr. Dorothea Spellig und Herr. Dr. Hans Eberhard Menges. Herr Prof. Burghard Schloemann aus Herford war ebenfalls mit von der Partie. ...

Wenn ich einmal darüber nachdenke, wie oft im Leben sich meine Wege mit denen Ihres Vaters gekreuzt haben, so komme ich doch auf eine erkleckliche Anzahl von Begegnungen. Das erste Mal erlebte ich ihn 1947 in Rostock, meiner Heimatstadt, als er, damals noch in Bützow wohnhaft und Dozent an der Rostocker Musikhochschule, in der Klosterkirche "Zum Heiligen Kreuz" den "Messias" von Händel aufführte. Wir kannten uns natürlich noch nicht, und so konnte er mich also auch nicht wahrnehmen. Immerhin war dieses Konzert für mich ein Schlüsselerlebnis, das mich auf den Weg zur Alten Musik und zur Kirchenmusik gebracht hat. Zwei Klassenkameraden, die an der Rostocker Musikhochschule studierten, erzählten mir einige Zeit später, dass Prof. Kelletat in den Westen "getürmt" sei. Ich selbst ging erst im April 1949 über die Zonengrenze, um in Münster weiter Jura zu studieren. Als ich in den ersten Tagen meines dortigen Aufenthalts am Schwarzen Brett der Universität stand, wurde ich durch einen Aushang auf eine Singefreizeit der Deutschen Evangelischen  Studentenkantorei aufmerksam. Da mir der Name Kelletat inzwischen ein Begriff war, und in diesem Augenblick geradezu heimatliche Gefühle bei mir auslöste, meldete ich mich sofort als Angehöriger der Kurrende der Müsterschen Studentengemeinde und wurde auch prompt eingeladen. Es folgten die unvergesslichen Singefreizeiten im Juli 1949 beim Evangelischen Kirchentag in Hannover (mit Landesbischof Lilje und Rudolf Alexander Schröder), im Oktober 1949 in Dortmund-Aplerbeck (Bach-Motetten u.a.), 1950 in Wiehl und Menden (h-moll-Messe) sowie 1951 in Lendringsen (Matthäus-Passion). Außerdem habe ich beim Weihnachtsoratorium in der Soester Petrikirche und bei der Wiedereinweihung der Wiesenkirche (Bundespräsident Heuss) mitgesungen. ... Auch 1977 bei der Tagung des Bundes Deutscher Klavierbauer in Engenhahn/Taunus (Prof. Tagliavini) waren wir wieder dabei. Im Dezember 1982 lud ich Ihren Vater zu einem Vortag bei den Tagen Alter Musik in Herne und über die Aktualität ungleichstufiger Orgelstimmungen ein. Ja, und dann haben wir uns ... auch zur Feier meines 70. Geburtstages 1997 in Herne getroffen, als Roland Götz auf meiner Hausorgel ein kleines Konzert gab. Danach, im Oktober 1997, besuchte auf Ihre Anregung ein Teil unseres Singekreises Ihren Vater anlässlich seines 90. Geburtstages noch einmal zu einer Abendmusik in Bad Salzuflen und brachte ihm anschließend in einem Restaurant ein kleines Ständchen.

Bei unserem letzten Besuch am 29. April 2006 in Flensburg haben wir noch ein Foto Ihres Vaters gemacht und einige Exemplare seiner Lebenserinnerungen erworben. Diese haben wir inzwischen an interessierte Freunde und Bekannte verteilt, so an Herrn Prof. Dr. theol. Martin Schloemann, Herrn Burghard Schloemann und Herrn Pfarrer i.R. Götz Kratzenstein, den wir schon seit 1949 als Studenten von Münster her kennen ... Diese Erinnerungen haben für uns einen bleibenden Wert, zumal sie auch ein wesentliches Teilstück unseres eigenen Lebens betreffen. ...

 

Duvinage, Vögelsen/Lüneburg, 1.6.2007

... Seine kluge, bescheidene Persönlichkeit wird mir immer unvergesslich bleiben. Er hat mir die Klangwelt Bachs nahegebracht. Unsere Reisen an die Mosel etwa -- damals lebte Mütterchen noch -- sind unvergessen. ...

 

Klinkmüller, Berlin, 15.6.07

… Als Kantor hat mir Euer Vater in einer schweren Zeit mit seiner hochkünstlerischen, religiösen Ernsthaftigkeit zum Preisen Gottes zusammen mit Mütterchen und Euch Kindern unendlich viel Kraft gegeben. Es war eine erfüllte Zeit… möchte ich von Herzen dafür danken. …

 

Fischer, Berlin, 2.6.07

… Ich verdanke ihm unendlich viel -- ohne seine Anregungen hätte ich auf der Orgel vieles, vor allem das Improvisieren, nie gewagt. …