Vorwort
Die vorliegende Studie setzt die Erforschung der tonsystematischen Situation in der Wiener Klassik fort. Franz Schubert, „romantischer
Klassiker“ und „klassischer Romantiker“ in einem, gab den Anstoß durch die Wahl der Tonarten in den Liederzyklen „Die schöne Müllerin“ und „Winterreise“. Sie lässt sich von der
Gleichstufigkeit her nicht erklären, ist nur sinnvoll, wenn durch unterschiedliche intervallische Strukturen der Tonarten spezifische Ausdrucksmittel angeboten werden. Das veranlasste mich, das
tonsystematische Umfeld Schuberts abzustecken. Es unterscheidet sich zwar nicht von dem Beethovens, aber ich meinte, die These von der Allgemeingültigkeit der Kirnbergerschen Temperatur in jener Zeit
durch zusätzliche Belege stützen zu sollen. Einen verhältnismäßig breiten Raum nehmen Analyse und Deutung der genannten Liederzyklen ein. Ihr Ziel ist, wie das der ganzen Studie, einen Beitrag zur
Aufführungspraxis zu liefern.
Ich danke für die Benutzung der Musikabteilung der Österreichischen Nationalbibliothek und des Archivs der Gesellschaft der
Musikfreunde in Wien, der Universitätsbibliotheken Köln und Bonn und der Staatlichen Bibliothek Regensburg.
Herr Prof. Rudolf Streich danke ich für die Temperatur-Tafeln und Stimmanweisungen mit dem instruktiven Kommentar.
Bad Salzuflen, im März 1988 Herbert Kelletat
|