Herbert Kelletat

 

Herbert Kelletat,
Musikwissenschaftler, Organist, Chorleiter, geb. 1907, lebte und wirkte in seinen letzten Jahren in Flensburg. Sein Schaffenswille und seine Schaffenskraft waren bis zuletzt ungebrochen stark -- als er im April 2007, also wenige Wochen vor seinem Tod, unter einer Erkältung litt, sage der 99-Jährige zu einem Mitbewohner: “Unangenehm, ich kann gar nicht richtig arbeiten.” Täglich improvisierte er auf seinem kleinen elektronischen Örgelchen und die Mitbewohner seines Heimes sammelten sich vor seiner Zimmertür. Er schrieb bis zuletzt weiter an Aufsätzen und Büchern, in denen er über sein Lebenswerk berichtet. Und er stand mit vielen Menschen in telefonischem und brieflichen Kontakt, die im Laufe seines Lebens mit ihm und seiner Arbeit als Lehrer, als Chorleiter, als Wissenschaftler in Berührung gekommen waren. Seine Kinder und Schwiegerkinder, seine Enkel und seit 6 Jahren nun auch seine Urenkel besuchten ihn.

Am 25. Mai 2007 morgens, gegen 6 Uhr, starb er. Am Vorabend seines Todes war er noch zu einem kleinen Rundgang mit seinem Rollator im Garten des Heims, in dem er lebte. Einer Mitbewohnerin, die er im Fahrstuhl traf, sagte er, jetzt gehe es ihm nach überstandener Erkältung wieder gut. Er improvisierte auf seinem Örgelchen, wie jeden Abend. Morgens bereitete er sich wie immer ohne fremde Hilfe auf den Tag vor. Der Pfleger fand ihn vor seinem Waschbecken sitzend -- er hatte einen neuen Arbeitstag begonnen, und er war dabei  gestorben.

Die Trauerfeier am 1. Juni 2007 in der Kirche der Diakonischen Anstalten in Flensburg versammelte Menschen aus vielen Epochen seines Lebens: Mitglieder der Studentenkantorei, Familie (darunter die fast 100 Jahre jüngere Urenkelin Nadja Kather, geboren 12. Feb.2007), und Menschen, die seine letzten Jahre begleitet hatten.  Seinem Wunsch entsprechend wurde seine Urne in einer Seebestattung am 1. Juli 2007 in der Geltinger Bucht, also in der Ostsee, “seinem” Meer, beigesetzt.

Herbert Kelletat hat sich sein ganzes Leben lang mit seiner Heimat, Ostpreußen, verbunden gefühlt. Sein Besuch in Liebstadt, 1988, brachte ihm die Fülle der Erinnerungen nahe. Sein Werk, besonders seinefrühen Arbeiten, sind eng mit Ostpreußen verbunden. Die Landsmannschaft Ostpreußen hatte vor, ihm anlässlich seines 100. Geburtstages am 13.10.2007 mit dem Ostpreußischen Kulturpreis für Musik (gestiftet von der Bayerischen Landesregierung) auszuzeichnen. Sie hat ihm diese Auszeichnung nun posthum verliehen. Die Laudatio wurde zum Nachruf.

2005 beendete er die Arbeit an seiner Biographie “Mein Weg zur Musica Sacra”.
Hierin beschreibt er ausführlich sein vielfältigen Tätigkeiten, die vielen Begegnungen, die Fülle von Anregungen, die er von bedeutenden Menschen seines Jahrhunderts bekam und die er an die Menschen weitergab, die mit ihm in Berührung kamen.

Als Herbert Kelletat anlässlich seines 99. Geburtstages für die anwesenden Gäste ein kleines Orgelkonzert gab, bei dem er wieder eine seiner unvergleichlichen Improvisationen über Es-D-G “Soli Deo Gloria” spielte, entstand in uns der Wunsch, einer größeren Öffentlichkeit als nur der Familie einen Blick auf diesen Menschen, dessen Lebenszeit nun fast 100 Jahre umspannt, und sein Werk zu ermöglichen. Und so sammelten wir Texte und Dokumente für diese Web-Site, an der wir noch weiter arbeiten -- auch mit Hilfe von Herbert Kelletat selbst, der sich mit der ihm eigenen Intensität daran gemacht hat, unsere aus seiner Biographie und unseren Erinnerungen zusammengetragenen Texte kritisch durchzusehen und zu ergänzen.

Hier ein erster Einstieg in Herbert Kelletats Leben und Werk.

Wir bitten alle, die hierbei mittun wollen, alle, die von diesem Menschen und seiner Tätigkeit berichten können, alle, die Bilder und sonstige Dokumente beisteuern wollen, uns anzuschreiben.

Renate Dörfel-Kelletat und Frank Dörfel

renate@doerfel-berlin.de und frank@doerfel-berlin.de

 

1971 an der Kemper-Orgel der Kirche am Hohenzollernplatz Berlin

Zu seinem Tode erreichten uns viele wunderbare Briefe,
in denen noch einmal die prägende Rolle deutlich wurde,
die Herbert Kelletat in vielen Biographien gespielt hat.
Hier ein kleiner Auszug aus Briefen,
die wir in diesen Wochen erhielten.